Bauernbursche mit atemberaubender Karriere: Schöne Raritäten mit Humor und Hintersinn
Drucker und Künstler | |
Matthias Gubig | |
Telefon: | 0 33 79/37 23 44 |
Website: | www.matthias-gubig.de |
Kunst aus der Druckerpresse
Stand: November 2022
In Blankenfelde wird das Buch neu erfunden, Jahr für Jahr. Was hier die Druckerpresse verlässt, hat in jedem Fall hohen Sammlerwert.
Matthias Gubig hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, aus einem „schnöden“ Buch ein wertvolles Kunstwerk zu machen. Um dies zu perfektionieren, rief er 2003 seine eigene Verlagsreihe „Spätdruck“ ins Leben. Diese besticht durch Kleinauflagen von einzigartigen Büchern. Dabei betätigt sich der Blankenfelder als Künstler und Handwerker zugleich.
Adam und Eva
Er unterhält in seinem Einfamilienhaus in einem winzigen Zimmer eine komplette Druckwerkstatt. Dort wird noch ganz so, wie es Johannes Gutenberg im 15. Jahrhundert erfunden hatte, mit Bleilettern und
Winkelhaken gearbeitet.
Schließlich hat Matthias Gubig sein Handwerk von der Pike auf gelernt. Was hier gedruckt wird, sind Texte unterschiedlicher Autoren oder kleine verschmitzte Verse von Matthias Gubig selbst. So leitet er eines seiner kunstvollen Werke mit diesen hintersinnigen Zeilen ein: „Adam sprach ein langes a, als er erstmals Eva sah. Eva aber, sehr beredt, erfand den Rest vom Alfabet.“
Jedes der einzigartigen Druckkunstwerke besticht durch eine Vielzahl an Illustrationen von Matthias Gubig. Sie unterstreichen den Inhalt der Texte oder verweisen auf neue
Aspekte, die darin enthalten sind.
Verhinderter Künstler
Der Blankenfelder, der 1992 zum Professor an die Kunsthochschule Weißensee berufen worden war, stammt aus Dresden. Er wuchs mit seiner Mutter im kleinen ostsächsischen Städtchen Löbau auf
einem Bauernhof auf. Der
Vater war im Krieg gefallen. „Ich zeichnete bereits als Kind sehr gerne. Doch eine Künstlerkarriere war in den Nachkriegsjahren nicht möglich. Ich fand eine Lehrstelle in
einer kleinen Druckerei. Das kam meinen kreativen Ambitionen von allen damals realisierbaren Möglichkeiten am nächsten“, blickt er zurück. „Der Betrieb stellte jedes Jahr genau einen Lehrling ein. Dabei wechselte man zwischen Drucker und Setzer. Ich erwischte das Jahr, in dem die Drucker ausgebildet wurden.
Mein Berufsschullehrer Heinz Großmann erkannte meine Fähigkeiten und setzte sich dafür ein, dass ich nach einem Jahr in den Schriftsatz wechseln konnte, wo es ja mit um Layout und Gestaltung ging“, beschreibt Professor Gubig den weiteren Werdegang.
Zu kritisch
Parallel nahm ihn der ebenfalls aus Dresden stammende und in Löbau wohnhafte Maler Gustav Alfred Müller unter seine Fittiche. Dessen Arbeiten waren von den Nazis als „entartete Kunst“ eingestuft worden. Viele davon wurden vernichtet. In der DDR gehörte er mit zu den Gründern der Gewerkschaft „Kunst“ und vom „Verband Bildender Künstler“. Allerdings wurde er dort ebenfalls skeptisch betrachtet: „Er war der Obrigkeit zu sozialkritisch, hielt sich aber an die Vorgabe der realistischen Malerei.“
Landei auf hoher See
Das Landei aus dem Erzgebirge wurde von der NVA zur Marine verfrachtet. Dort wurde er nach seinem Grundwehrdienst als Obermatrose entlassen.
Das Studium an der „Fachschule für Werbung und Gestaltung“ in Berlin-Oberschöneweide ist ihm immer noch in Erinnerung. „Ich hatte mich für Gebrauchsgrafik eingeschrieben. Damals führten sie Typografie als neuen Studiengang ein. Wir wurden gezwungen, dorthin zu wechseln, was ich absolut nicht wollte!“
Steile Karriere
Jedenfalls fiel Matthias Gubig so sehr auf, dass er immer wieder mit Lehrtätigkeiten betraut wurde. Zugleich
arbeitete er für renommierte Verlage als Buchgestalter. Damit war er für Titelbild,
Innenteil und Illustrationen verantwortlich. Bereits als Student war er hier erfolgreich: „Mein erstes Buch war ‚Das Tier lacht nicht‘ vom
Eulenspiegel-Verlag“, erinnert er sich. Zeitweise gestaltete er Zeitschriften, so
„Forum“ und „Generation“, die im Verlag „Neue Welt“
erschienen.
Für die Außenhandelsgesellschaft „Demusa“ entwarf er Anzeigen, die im Westen für die ostdeutschen Musikinstrumente warben.
Internationaler Ruf
Seine kunstvollen Spätdruck-Ausgaben werden von Sammlern geschätzt und sind in Museen zu bewundern. Dazu gehören das
„Nationalmuseum Nürnberg“, das Museum „Huis
van het Boek“ im niederländischen Den Haag sowie in
Berlin die „Kunstbibliothek“. Selbstverständlich hat er im Mainzer „Gutenberg-Museum“ einen festen Platz.
Da sich die Auflagen zwischen zehn und maximal 60 Exemplaren bewegen, bleibt für private Sammler oftmals
wenig übrig.
Durch die seltenen Bücher und durch die renommierte Zeitschrift „Marginalien“, wo der Grafikdesign-Professor aus Blankenfelde für Satz und Gestaltung verantwortlich ist, hat die Flughafen-Gemeinde einen internationalen Ruf als wichtiger Ort der Buchkunst erlangt!