Einzigartige Ausstrahlung schaffen: Durch neue Perspektiven die Zeit anhalten
Künstler | |
Marc Siebenhüner | |
Telefon: | 01 76/72 50 99 70 |
Website: | www.marcsiebenhuener.de |
Kunst zum Nachdenken
Stand: November 2024
Für ihn passt es nur, wenn es nicht passt. So beschreibt ein ungewöhnlicher junger Mann aus Jühnsdorf seinen künstlerischen Ansatz.
Direkt neben der Kirche, in einem Teil eines Vierseitenhofes, lässt Marc Siebenhüner seiner Kreativität freien Lauf.
Das Gelände war die ehemalige Schaffensoase des Malers und Hochschullehrers Johannes Geccelli, der dort von 1994 bis zu seinem Tode 2011 lebte. Noch heute ist eine Sammlung seiner Werke hier archiviert, größere Gemälde sind aufgehängt und können betrachtet werden. Bekannt ist er für seine Farbfeldmalerei, die sich durch großflächig gefüllte Farbfelder auszeichnet. Der Betrachter findet abstrakte Darstellungen, Figürliches kann man meist nur erahnen.
Im Kopf etwas bewegen
Marc Siebenhüner geht einem ähnlichen Ansatz nach. Seit 2021 hat er hier sein Atelier und Wohnhaus. Schon beim Betreten des weitläufigen Areals wirken Ruhe und Gelassenheit. Eine große, offene Wiese, hinter der am Horizont am Abend die Sonne versinkt, lädt zum Blick in die Landschaft ein. Die Zeit scheint, stillzustehen. Diesen Moment des Verweilens möchte der Künstler mit einem ungewöhnlichen Ansatz vermitteln. Auf den ersten Blick wirken seine gemalten Bilder, als ob sie noch nicht fertig sind, als ob etwas fehlt, als ob es nicht passt. Dies ist bewusst gewählt. Auf den zweiten Blick erkennt man, dass er zwei Bilder verbindet. So nutzt er gern Menschengruppen als erstes Motiv und setzt darauf ein weiteres, das zum Beispiel einen Berg Müll darstellt. Dies ordnet er aufeinander in Streifen oder unregelmäßig an und schafft eine inhaltliche Beziehung zueinander, obwohl es zwei verschiedene Muster sind. Dabei orientiert er sich an der Formsprache von Holzschnitten des 16. Jahrhunderts, die von klaren Konturen, starken Kontrasten und einer gewissen Symbolik geprägt waren. Es entsteht eine räumliche Vielschichtigkeit, Fragen werden aufgeworfen.
„Meine Arbeiten sollen zum Nachdenken anregen. Bei den Grundmotiven lasse ich bewusst Teile weg. Ich möchte, dass der Betrachter einige Minuten stehen bleibt und sich auf das Bild einlässt. Er soll sich Gedanken machen und die Zusammenhänge finden oder erweitern. Meine Werke sollen nicht nur schön sein, sie sollen etwas im Kopf bewegen“, berichtet der Künstler über die Hintergründe seines Schaffens. Damit möchte er
eine Gegenbewegung zum schnelllebigen Zeitgeschehen setzen. Oft verarbeitet er aktuelle Stimmungen in der Welt, die er mit Acrylfarbe und Pinsel ausdrucksstark und intensiv auf die Leinwand bringt. Dabei geht es ihm immer um die „Zusammenhänge von Masse, Produkten und Bewegung“, mit denen er sich zu Themen wie Flüchtlingsfragen, dem Bevölkerungswachstum oder dem Waldsterben auseinandersetzt. Für letzteres hat er eine eigene Serie geschaffen, bei der er sich von Bäumen der Umgebung und vor allem dem Jühnsdorfer Wald inspirieren ließ.
Besonders talentiert
Marc Siebenhüner wurde 1989 in Bad Frankenhausen geboren. Bereits mit 14 Jahren war ihm klar, dass er Kunstlehrer werden möchte. Schon hier
belegte er einen Kurs für mittelalterliche Schichtenmalerei, die ihn überaus faszinierte. 2008 begann er als jüngster Student an der „Universität der Künste Berlin“ ein Studium für Malerei und Druckgrafik. 2015, mit gerade mal 25 Jahren, erwarb er den Meisterschüler-Grad.
Perfekte Wiedergabe
Aus diesem Studium heraus entdeckte er die Druckgrafik und damit die Vervielfältigung von Motiven als weitere Leidenschaft für sich.
Menschlich ist er ein Perfektionist und lebt nach dem Motto: „Wenn ich etwas will, erreiche ich das.“
So ist es ihm ein Anliegen, dass die erstellten Drucke optimal zur Geltung kommen. Aber, wie kann er das erreichen? „Ich möchte gern alles selbst machen. Von der ersten Skizze über den Entwurf bis hin zum fertigen Druckerzeugnis. Dabei muss alles passen, Licht, Raum und Farbe müssen exakt abgestimmt sein. Daher kam es mir in den Sinn, eine eigene kleine Druckerei aufzubauen. Natürlich sollten es nur historische Maschinen sein“, erzählt er. Nun fühlt man sich in dem weiträumigen Atelier in die Zeit vor 150 Jahren zurückversetzt. Neben allerlei Technik vergangener Zeiten, wie einer antiken Handabzugspresse oder einer Lithopresse, bei der dicke bemalte Steine als Druckvorlage dienen, sind unzählige Ziffern und Buchstaben aus Blei in verschiedenen Größen zu finden. Das Prunkstück ist eine 120 Jahre alte, eine Tonne schwere Tiefdruckpresse der Firma „Krause“, die restauriert wurde.
Auf dieser fertigt er nun in
liebevoller Handarbeit hochwertige Einzeldrucke in bestechender Qualität.
Kennenlernen und anfassen
Gern führt er dies alles vor. So kann man bei ihm über die Volkshochschule an einem Kurs teilnehmen und sich mal selbst an der Druckpresse versuchen.
Regelmäßig beteiligt er sich am „Tag der offenen Ateliers“, wobei er einen Bogen von der modernen Kunst bis hin zu Werken vergangener Zeiten spannt. Dabei kann man den Künstler persönlich kennenlernen. Und sicherlich wird es viele Augenblicke geben, die einen zum Nachdenken und Verweilen anregen.
Darüber hinaus hat er seinen Traum wahr gemacht und
arbeitet an einer Schule in Kleinmachnow als Lehrer für Kunst und Religion. Dort kann er sicher einige seiner Ideen reflektieren und so für neue Impulse sorgen.