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Mit Mini-Boliden großen Erfolg: Risikoreich in der Luft, blitzschnell zu Lande

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Rennfahrer
Wilfried Stecker
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Sekunden, die entscheiden

Stand: Oktober 2020

Zehn Sekunden können über Leben und Tod entscheiden! Wer hätte Lust, sich freiwillig einer derartigen Gefahr auszusetzen?

Wilfried Stecker machte dies jahrelang mit voller Leidenschaft. Der heute 63-jährige IT-Fachmann ist einer der wenigen, wenn nicht der einzige Fallschirmjäger, den Blankenfelde-Mahlow hat. „Ich hatte schon immer eine Abneigung, zu machen was alle anderen tun. Als es um den Wehrdienst ging und wir gefragt wurden, was wir bei der NVA gerne machen wollen würden, kreuzten die meisten Militärkraftfahrer an, weil man damit auf einfache Weise zur Fahrerlaubnis kam. Das war bei uns ja ansonsten mit langen Wartefristen verbunden. Ich machte mein Kreuz da, wo kein anderer hin wollte, das war Fallschirmjäger“, begründet er seine Entscheidung im jugendlichen Leichtsinn.

Im freien Fall
„Da ich nicht volljährig war, mussten meine Eltern schriftlich ihr Einverständnis geben. Die waren alles andere als begeistert und bauten darauf, dass ich im Endeffekt sowieso einen Rückzieher mache.“
Er erinnert sich noch an den ersten Flug: „Vorher hatten wir zwei Wochen Tag für Tag je acht Stunden immer wieder üben müssen, den Fallschirm akurat zusammenzulegen. Als am letzten Tag das Dröhnen eines Flugzeugmotors in den Zimmern zu hören war, empfand ich das als verdiente Belohnung. Es ging mit einer AN2, einem Anderthalbdecker, auf 1 000 Meter Höhe hinauf. Ich war der Tür am nächsten. Deshalb war ich der erste, der aussteigen sollte. Ich hatte keine Angst, es war wie ein Traum. Die Erde nimmt man wahr wie eine Märchenlandschaft, alles ist gut sichtbar, aber mini“, erinnert sich Wilfried Stecker. Er kann auf insgesamt fast 100 Sprünge verweisen, einer wäre beinahe tödlich ausgegangen. „Normalerweise öffnet man in einer Höhe von 500 Metern den Fallschirm. Im freien Fall schlägt man nach zehn Sekunden auf der Erde auf. Ist der Schirm nach vier Sekunden nicht aufgegangen, hat man gerade noch sechs Sekunden um sich von ihm zu befreien und den Rettungsschirm auszulösen. Wer hier zu lange überlegt, kann nur mit sehr viel Glück überleben“, schildert er die Dramatik. „Hier habe ich gelernt, schnell und richtig zu entscheiden!“ Allerdings, durch eine Unaufmerksamkeit beim Fallschirm packen, sah er hier einmal dem Tod ins Auge.
„Ich wusste, es war mein Fehler und ich hatte Glück, konnte ich doch gleich hinterher nochmals springen. Wenn man das nicht macht, springt man vermutlich nie mehr!“

Rennfahren als Hobby
Bei seinem großen Hobby als Modellrennfahrer geht es ebenfalls um schnelle Reaktion. „Ansonsten riskiert man, ähnlich wie in der Formel 1, dass es zu erheblichen Unfällen kommt!“ Mit dieser Strategie schaffte er es, jahrelang schnellster Pilot in der DDR zu sein und erreichte zuletzt europaweit den 26. Platz!
Allerdings, die Boliden, mit denen der abenteuerlustige Blankenfelder unterwegs ist, beschleunigen zwar rasend schnell in wenigen Sekunden vom Stand bis zur 100 Stundenkilometer-Marke, doch sie sind viel kleiner. Es handelt sich um Modellbau-Fahrzeuge im Maßstab 1:8, die aber ebenso wie die großen Vorbilder auf Rennstrecken diverse Runden und damit bis zu einer Stunde fahren.
„Es gibt, wie bei der Formel 1, Qualifikationsrunden, die über die Startposition bestimmen und Boxenstopps zum Reifen wechseln, reparieren und auftanken“, verblüfft er.

Super-Rennbahn
Einer der wenigen permanenten Rennstrecken in der Region für die Mini-Boliden findet sich im Natursportpark Blankenfelde. Er wird vom 2006 von Wilfried Stecker gegründeten Verein „Burning Wheels“ unterhalten.
„Die Anlage hat eine Länge von 210 Metern, eine Bahnbreite von vier Metern und Asphalt mit 0,5-er Körnung. Dazu kommt eine Innenrennbahn in einer früheren Garagenhalle mit 130 Meter Länge, die Elektrofahrzeugen vorbehalten ist“, verweist er auf die Top-Konditionen.
„Der Verein hat mittlerweile 34 Mitglieder, leider sind bisher keine Mädchen darunter, obwohl sie schnell und präzise fahren können wie sich bei Wettkämpfen immer wieder zeigt.“

Immer an der Spitze
Mit dem Blankenfelder Wilfried Stecker hat die Gemeinde einen herausragenden Akteur des Formelsports im Miniaturformat.
„Ich machte meine Lehre im Bahnausbesserungswerk Schöneweide und habe dort später als Mechaniker gearbeitet. Natürlich interessiert einen immer das Unbekannte. Das war beispielsweise eine Tür im Obergeschoss. Ich wollte sehen, was dahinter ist und stieß auf eine Gruppe von Jungs, die eine Prefo-Autorennbahn aufgebaut hatten. Das war das Pendant zu Carrera im Westen. Ich gewann gleich das erste Rennen und dann die Clubmeisterschaft. 1974 wurde ich DDR-Vizemeister. 1975 konnte ich über viele Umwege die erste Funkfernbedienung organisieren, doch die Gruppe hatte sich aufgelöst. Wir waren älter geworden und kamen darauf, dass es reizvoller ist, ‚richtige‘ Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor im Freien laufen zu lassen.“

Boliden nach Foto
Aus Abbildungen in Zeitschriften wurden Konstruktionspläne für Rennboliden wie McLaren nachgezeichnet, denn fertige Bausätze gab es in der DDR nicht.
„Die Teile wurden geschmiedet, gedreht und die Karosserie aus Epoxidharz geformt. Motore benutzten wir von Modellflugzeugen mit selbstgebauter Kühlung. Treibstoff war Methan. Dafür musste man extra eine Giftprüfung machen“, erklärt Stecker, wie man für diesen Sport einiges einstecken musste.
Prompt gewann er gleich auf Anhieb 1977 die Berliner Meisterschaft in Weißensee. „Ich war der Einzige, dessen Auto bis zum Ziel durchhielt“, schmunzelt er.
Dennoch ging er zur eigenen Motorenfertigung über.
„Die anderen bauten diese nach, ich verbesserte aber fortlaufend und hatte von 1978 bis zur Wende immer das schnellste Fahrzeug im Raum Berlin-Brandenburg“, verweist Stecker auf seine Rekorde. Seine wichtige Position wurde dadurch unterstrichen, dass er Sektionsleiter für diesen Sport in der DDR wurde. „Die tiefe Kenntnis der Technik half mir im normalen Leben ebenfalls. Ich hatte ab 1977 ein eigenes Auto. Das war ein umgebauter VW-Kübelwagen der Wehrmacht mit nicht-synchronisiertem Getriebe. Da konnte und musste man alles schrauben!“

Zwillinge im Motorrausch
Während er Ehefrau Karin Stecker, mit der er seit 1978 verheiratet ist, weniger für seine exklusiven Hobbys begeistern konnte, haben die beiden sechsjährigen Zwillingsenkel Lotte und Emmi offenbar Opas Faszination am Besonderen geerbt und sind mit heißem Eifer auf der „Burning Wheels“-Rennbahn. Ob sich da endlich Formel-Pilotinnen abzeichnen?

Erstellt: 2020